„Hat Sie jetzt völlig den Verstand verloren?“- Ja, aber das ist keine neue Erkenntnis…

Was tun, wenn man Hausarbeiten zu schreiben hat, für Klausuren und Examen lernen muss und das Haus einen jeden morgen mit den Worten „Früüüüüühjahrsputz“ begrüßt? Richtig! Man Frau brezelt sich auf, setzt sich ins Auto und fährt mal eben 360 km nach Dortmund zur Creativa ein Käffchen trinken!

Nicht, dass ich Käffchen oder Messen sonderlich mögen würde. Das Gegenteil ist eher der Fall. Scharen von Menschen, die mal mehr mal minder müffeln, rotten sich in viel zu engen Messeständen zusammen. Vollgepackte Tüten, Jacken, Handtaschen, Trollis und Hinterteile fegen Kleinteile von Tischen und schleudern alles und jeden im Umfeld Befindliche beim Versuch des Aufhebens ins nächstgelegene Regal oder in den nebenstehenden Messebesucher. Latente Aggression liegt in der Luft, denn es könnte ja sein, dass die Nachbarin, die ein Auge auf genau die gleichen Sachen geworfen hat, vielleicht schneller das Objekt der Begierde erreicht und es vor den Augen wegschnappt. Das kann man nicht zulassen! Duftnoten, Schnappatmung, Ellbogen, Schwangerenbäuche, Regenschirme… ALLES wird eingesetzt, um die Embellishments für 2,75 € Messepreis (die es im übrigen im Onlineshop für 2,60 € portofrei gibt) vor der Nachbarsfrau zu erreichen, um am Ende des Pfades der Zerstörung schulterzuckend festzustellen „oh die hab ich ja schon“ und unverrichteter Dinge den Rückzug anzutreten, was unweigerlich die nächste gleichgeartete Kettenreaktion auslöst.

Frau T. hält sich da diskret zurück. Sie schlendert eher abseits der Stände durch die Gänge, sorgsam drauf bedacht, dass das eigene Hinterteil genügend Sicherheitsabstand zu allem Zerbrechlichen einhält, und versucht, sich die Stände der Aussteller zu merken, um dann zu Hause am PC die dazugehörigen Onlineshops zu durchforsten und ggfs. im nächsten Jahr gezielt den Stand anzusteuern, oder aber beim nächsten Städteausflug den jeweiligen Laden direkt aufzusuchen.

Berechtigterweise mag man sich jetzt fragen, warum tut sie sich das dann überhaupt erst an?

Nun, Basteln verbindet. Im Laufe der Zeit lernt man viele Leute kennen. Manche nett, manche nicht so nett und manche, die einem auf den ersten Blick ans Herz wachsen und bei denen man regelmäßig bedauert, dass Deutschland eben nicht die Distanzen von Luxemburg aufweist, sondern man ratz fatz mal eben ein paar hundert Kilometer voneinander entfernt wohnt, was in Anbetracht von Familie, Jobs und unterschiedlichen Alltagen ein häufigeres Treffen deutlich verkompliziert.

Da Frau T. aber zu den Menschen gehört, die nach bestem Wissen und Gewissen versucht, den Kontakt zu Menschen, die sie mag aufrechtzuerhalten, fährt sie, wenn es sich einrichten lässt, auch mal 350 km, um ein paar Stündchen mit diesen zu schnacken. Zugegebenermaßen gab es natürlich auch viele tolle Sachen zu sehen, aber das allgemeine Gewusel von zu vielen Menschen auf zu wenig Raum führt bei Frau T. einfach immer zu Reizüberflutung und damit einhergehender Shopping-Kapitulation. 

Und so kam es auch, dass sowohl Melli als auch Dina ihre erstandenen Schätze in weißen Plastiktüten nach Hause trugen, während die Ausbeute von Frau T. sich auf ein mit Liebe gemachtes Mitbringsel von Melli, zwei Leergutflaschen und Blasen an den Füßen beschränkte.

IMG_3353Aber was will man auch erwarten, wenn man in seinen Hochzeitsschuhen über die Creativa tanzt.

N&T-184Ich wünsch euch einen schönen, hoffentlich genau so sonnigen Tag, wie er heute hier ist und allen heutigen Besuchern der Creativa viel Spaß, volle Portemonnaies und eine gute Ausbeute.

Bye

Nadine

 

 

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