Liebes Saarland und Rest vonne Welt,
die Krux mit der Zeit ist ja, dass man entweder zu viel davon hat und man sie nicht mehr tot geschlagen bekommt, oder man aber zu wenig hat und ihr konstant hinterher rennt.
Nun sind Kinder ja per se schon kleine Zauberkünstler (können machen, dass Luft stinkt und weisse Wände sich in Tarnoptik kleiden etc.), dass sie es allerdings schaffen, dass man zeitgleich zu viel und zu wenig Zeit hat, übersteigt mein geistiges Fassungsvermögen!
Seit einem guten Jahr haben wir ja nun schon zauberhafte Verstärkung im Hause T. in Form des Mini-T.s. Es ist sicherlich kein Zufall, dass ich seit ziemlich genau dem gleichen Zeitraum das Gefühl habe, der Zeit nur noch hinterher zu rennen. Steuererklärung? Herrjeh, dafür müsste man mal Buchhaltung machen. Gartenarbeit? Ja, wäre nett, nur rupft es sich so schlecht wenn man alle 4 Sekunden alternativ Grünzeug, Asche, Kanickelkot oder Eiben/Kirschlorbeekügelchen aus einem scheinbar wahllos alles inhalierendem Mund friemeln muss. Und ja, ich weiß das Zeug ist giftig, das interessiert Mini-T. nur nicht im Ansatz!
„Dann muss er halt in den Laufstall“ hör ich die Frau auf dem Spielplatz sagen. Wissen Sie, Frau der simplen Lösungswege, dieses Kind hat die Willenskraft der gesammelten Isländischen Elf, den Ehrgeiz eines entzügigen Junkies auf der Suche nach Crack und die Kraft eines grün werdenden Bruce Banners. Wenn er aus dem Laufstall raus möchte, steigt er aus und das in einer Geschwindigkeit, die für mein Fitnesslevel und Reaktionsvermögen nicht adäquat ist. Es sei denn, ich lege eine 4 Tonnen schwere Betonplatte oben drauf, was in Deutschland, und da bin ich mir recht sicher, auch bei Einjährigen den Tatbestand der Freiheitsberaubung erfüllt. Aber selbst dann würde er einen Weg finden, in unter 2 Sekunden die Gitterstäbe durchzunagen oder sich durch den Boden zu graben!
Es nützt also alles nichts. Ich kann ihn keine Sekunde aus den Augen lassen, womit jegliche Form von „ich krieg was geschafft“ im Keim erstickt wäre.
Und da wären wir auch schon beim oben genannten Zeit-Phänomen. Lassen Sie mal ein Kind den kompletten Tag nicht aus den Augen…sagen wir mal, es wacht um 8 Uhr auf. Duschen, anziehen, frühstücken alles in allem ca. 30 Minuten. An manchen Tagen noch einkaufen olé olé eine weitere Stunde um, an anderen Tagen aber kein einkaufen, da geht es direkt ans Bespaßungsprogramm…Tja, pünktlich um 11 Uhr ist man mit allen und ich meine wirklich mit ALLEN 1jährigen-Spielen, Liedern und Kitzelattacken durch!
Und dann wird es zäh.
Liebe „stay-at-home“-Mütter da draußen vor den Bildschirmen, wie um alles in der Welt bekommt ihr Regentage um, ohne spätestens um die Mittagszeit vor lauter Dutzidutzi und Gutschigu den Verstand zu verlieren? Ich werde noch bekloppt! Da liegt das ganze Haus voller Arbeit, die man nicht erledigen kann weil sich das Kind derweil sonst entweder vergiftet, verstümmelt oder ein Großschadensereignis produziert, raus gehen ist nicht weil es junge Hunde regnet und Matschhosen und Gummistiefel allenfalls kurzfristig ihren Dienst verrichten. Die daraus gewonnene indoor (Frei)zeit hat sich aber spätestens nach 3 Stunden erschöpft und ist dann nicht mehr totzuschlagen!
„Triff dich doch mit Freundinnen“ sagt die Frau vom Spielplatz. Ob deren Chefs von der Idee so begeistert sind, wenn ich kurz nach der Mittagspause mit Mini-T. ins Büro/Klassenzimmer/OP etc. stapfe, mich ausbreite und das Schnacken anfange?
Shoppen. Shoppen geht! Aber mal ehrlich, die Bude platzt jetzt schon aus allen Nähten und „stay-at-home-Mutter“ heißt nunmal auch „nur ein Gehalt“.
Die Frau vom Spielplatz hat sich inzwischen wem anders zugewandt. Offenbar war ich einfach zu undankbar für ihre Lösungsansätze.
Bye
Nadine
Hallo Nadine,
ich war auch eine Daheim-Mama und solche Tage gab es auch bei mir. Aber Ratschläge gebe ich dir jetzt keine, ich habe das auch gehasst wie die Pest und glaub mir, sie wurden ungefragt und freizügig über mich ausgeschüttet.
Ich verrate dir nur so viel, es wird definitiv besser mit der Zeit. Genieß es einfach und ich bin sicher, du kannst die Ich-weiß-es-sowieso-besser Spielplatzbekanntschaften ignorieren.
Liebe Grüße,
Renate
Das klappt nur bedingt, dazu ist der Ort zu klein, also Holft nur lächeln und winken, sich seinen Teil denken und hoffen, dass die Trutsche nicht irgendwann Elternsprecher oder sonst was wird, an dem man nicht vorbei kommt so lang das Kind zur Schule muss 🙂
Hi Nadine,
das Alles kommt mir auch sehr bekannt vor 😉 (Sinnvolle) Tipps geben kann ich leider auch keine. Dir aber für deine herzerfrischende Ehrlichkeit danken!
Wir ertrügen die (zu den kleinen Süßen dazugehörigen) anstrendenden Herausforderungen des Alltag alle etwas besser, wenn alle so offen damit umgingen. Mir hilft es jedenfalls, dass es nicht nur bei uns so zugeht 🙂
Manche haben einfachere Bedingungen, die meisten aber eher nicht. Und Letztere tun viel zu oft auch nur so, als hätten sie alles im Griff 😉
Liebe Grüße Ines
P.S. Deine Art zu Schreiben ist und bleibt ein absoluter Unterhaltungskracher!!! Ehrlich Danke dafür!
Liebe Nadine, sei gewiss, du hast mit deinem Beitrag allen verzweifelten Mamas heute ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Mit den guten Ratschlägen kenne ich mich aus, bei einem Kind mit einer Behinderung kommt dann in besten Fall der Rat, das Kind in eine Einrichtung zu geben.
Ich bin sicher, es wird besser und der mutti von Spielplatz würde ich das Buch Mütter-Mafia schenken, dann lässt sie dich bestimmt in Ruhe. ?
Fremde Menschen können sowieso immer alles und jeden besser einschätzen als man selbst und falsch macht man eh alles, so oder so! Das steht bestimmt irgendwo in den Allgemeinen Spielplatz und Krabbelgruppen Statuten ?
Da geb ich dir völlig recht. Am schönsten war aber bisher immer, wenn das Schlafverhalten diskutiert wurde und das unweigerliche „echt?? unserer schlief schon mit 6 Wochen durch!“ kommt und man sich nur fragt: „ach ja? Wieso siehst du dann genau so scheisse aus wie ich, die alle 3 Stunden wach ist?“ ?
Ja was soll ich sagen. Ich habe es in den letzten 2 Jahren 2 mal zum bloggen geschafft und das auch nur depressiven Kram. Sämtliche bastelprojekte bzw das Material sammeln sich auf dem Schreibtisch. Umgesetzt hab ich nix. Project life endet 2 wochen vor der Geburt meiner Tochter die im Oktober 2 Jahre alt wird.ich weiss also wovon du redest. Basteln mit Kind geht nicht es sei denn ich versehe wirklich jede Schublade mit Sicherungen. Mein Kind hat schon stempel abgelutscht. Embossingpulver auf dem Fußboden verteilt oder sich in bakers twin aufgehängt. Ich kann also ein Lied davon singen und Laufstall haben wir schon lange keinen mehr. Ich hoffe dein kind macht wenigstens mittagsschlaf. Meins nicht.
Oh ja, ich weiß nicht, wie viel Zahnabdrücke ich schon in den Stempelgummimatten habe…immerhin interessieren ihn die Glitzersternchen und Perlen (noch) nicht, dafür die Big Shot umso mehr. Was den Mittagsschlaf betrifft, sagen wir mal ganz vorsichtig, er sei noch ausbaufähig ?
…ich erinnere mich an eine Mutter, die sagte, dass sie sich selber (z.B.) mit der Nähmaschine in den Laufstall setzt, damit ihr Kind mehr Platz hat, sie sieht und sie selber trotzdem was fertig bekommt. Ob das wirklich hilft??? Bei deinem findigen Filius wohl eher nicht. Jedenfalls wünsche ich euch schöneres Wetter und eine gute Zeit!
LG Dagmar
Gott bewahre, so weit kommt’s noch. Da kleb ich ihn eher mit Panzertape an die wand als dass ich mich in den Laufstall quetsch. Da komm ich ohne Feuerwehr ja nie wieder raus!
Liebe Nadine!
Herzerfrischend, wie du schreibst! Ich hab mich wieder mal scheckig gelacht. Ich hoffe, unser Mini-W. mutiert nicht zu so einem zeitraubenden Irrwisch ? Im Moment kommen nur die kleinen Händchen in den Mund… Wir lassen uns überraschen.
Tipp für den Garten: betonieren und grün streichen – würde einige Probleme mit einem Schlag lösen ?
Viele liebe Grüße aus dem höchsten Norden
Sandra
Liebe Nadine!
Mal wieder sooo lustig wie Du schreibst..und Du sprichst mir (und sicherlich vielen anderen Mamas da draußen) aus dem Herzen..Auf die Frage „und?bei Euch alles gut??“ finde ich schon lange keine ehrliche Antwort mehr, zu doof sind mir die anderen Mütter die dann ungläubig den Kopf schütteln und sagen, dass das ja furchtbar sein müsse..also ist bei uns immer „alles klar“. Nicht ehrlich, aber wesentlich kürzer die Unterhaltung..was soll man denn erzählen in so einem kleinen Dörfchen, ohne dass es am nächsten Tag heißt,“ die sei auch ein bisschen überfordert“..die Jahre mit den Kids sind schön, ja, schön entbehrungsreich an allem was einem vorher Spaß gemacht hat allerdings auch..es gibt sie sicher da draußen, die Vollzeitmamas, die sich nichts Schöneres vorstellen können, als den ganzen Tag für die Kinder da zu sein, zu kochen, zu waschen, zu putzen, auf dem Spieli freudestrahlend mit der Kaffeekanne zu winken und die Kinder nonstop zu bespaßen und Programme für die ganze Woche aufzustellen..es gibt aber auch viele Mamas, die das auch alles gerne machen aber darüber hinaus auch noch etwas anderes brauchen..und deshalb sind wir keine schlechteren Mütter, weil wir zugeben, dass wir an 24h/Tag auch mal an uns und unsere Bedürfnisse denken und das auch wagen zu äußern (sehr schöner Spruch auch hier:ja, das hättest Du Dir vorher überlegen müssen!wenn man mal wieder eine Nacht zum Tag gemacht hat und man am nächsten Tag sagt, man würde gerne einfach mal wieder was für sich machen..)..Ich hab diese Phase schon einmal durch und steck auch jetzt wieder mittendrin..ich kann dir nur Hoffnung machen, es wird besser..und bis dahin sollte man frei sagen können, was man denkt, auch wenn andere vielleicht anders ticken..allein zu äußern, dass man gerade alles wahnsinnig anstrengend findet und damit nicht allein zu stehen kann sehr befreiend sein.Schade, dass das in der heutigen Zeit, wo fast alle immer perfekt gestylt und scheinbar ausgeschlafen ihre perfekt angezogenen Kiddies in der hipsten Karre durch die City kutschieren kaum noch möglich ist.Ich hab jedenfalls alle um mich herum gebeten, sie mögen mir sofort eins überbraten, wenn ich später behaupten sollte, dass das alles gar nicht so schlimm war 😉
Achja..Project Life..ich sammel jetzt einfach Fotos bis zum 18.Geburtstag.Natürlich nicht ausgedruckt und nur aufm PC, in 200 verschiedenen Ordnern und Unterordnern.
Viele liebe Grüße!Silke
Liebe Nadine!
ich fühle ehrlich mit dir. Hab das drei mal durch und irgendwie überlebt man (frau). Die Betonung liegt hier auf „irgendwie“ und mehr ist in dieser Phase auch gar nicht nötig. Die Zeit vergeht schnell auch wenn das wahrscheinlich jetzt nicht so aussieht.
Und mit deinem erfrischenden Humor tauchst du da auf jeden Fall gut durch.
Viel Freude mit deinem Mini T. – gut dass diese MiniMenschen so knuffig sind, sonst wären sie vom aussterben bedroht 🙂
Alles Liebe
Claudia
Liebe Nadine, es ist herrlich erfrischend deinen Blog zu lesen. Ich habe auch ein Weibchen und ein Männchen hier. Mit Abstand von 4,5Jahren geschlüpft. Die konnten sich auch noch nie selber beschäftigen und ich kann nachempfinden wie es dir geht. Sie können es heute auch noch nicht, obwohl die beiden, 9 männlich, fast 5 weiblich sind. Jetzt ist es so das sie sich kaum sind sie 2sec zusammen sich entweder kloppen oder es verbal eskaliert. Ich wundere mich schon das noch niemand das Jugendamt gerufen hat bei dem Geschrei. Denn eins kann ich dir versichern Mädchen in dem Alter können richtig laut kreischen! Allerdings hat es gestern seinen Höhepunkt erreicht, da meinte der Große beim Mittag doch tatsächlich dass seine „Arbeitslose Mutter sowieso den ganzen Tag nichts zu tun hat und es alles besser wäre wenn die auch mal,ein paar Kröten nach Hause bringen würde“ ( das ist doch wohl schon fast präpupertär) und die Kleine am Abend meinte“ dann suche ich mir eben eine andere bessere Mutter, so“
Da fragt man sich doch, wofür!!!!
Ich kann die allerdings Versicherern auch aus diesen Kindern werden anständige normale Erwachsene, nur Geduld.
LG Steffi