Liebes Saarland und Rest vonne Welt,

ihr seid ja total lieb! Da ist auf dem Blog 2 Wochen Funkstille und schwupps häufen sich die Anfragen, ob im Hause T. alles in Ordnung ist, oder ob man sich Sorgen machen muss. Seid beruhigt, es ist alles hübsch. Aber sehr schön zu wissen, dass Familie T. nicht wochenlang verwesend im Hause liegen kann, ohne dass es jemanden auffällt 🙂

Zur allgemeinen Beruhigung: diverse kleinere Zimperlein haben die letzten zwei Wochen abwechselnde Teile des T.schen Haushalts alternativ ans Bad oder ans Sofa, gefesselt. Zwar alles Zimperlein der Kategorie „wuäh, braucht kein Mensch“, aber nichts, was ernsthaften Grund zur Sorge bieten würde. Einzig steht mir derzeit weder der Sinn so richtig nach Basteln noch nach Bloggen, sondern mehr nach Ofen zündeln, Teechen kochen, in Decke gehüllt auf dem Sofa lümmeln und den Kindle an seine Leistungsgrenze bringen. Gut, ich gestehe, zwischenzeitlich gab es sogar diverse Momente von Assi TV, aber ganz ehrlich, so angeschlagen kann man gar nicht sein, dass man das auf Dauer aushält.

Dann doch lieber Omas Rezepte aus der Versenkung holen und schauen, ob das gute alte Waffeleisen den Dienst noch tut.

Ich verkünde voller Stolz: es tut den Dienst noch! Und da ich vor Monaten bereits der lieben Kerstin versprochen haben, ihr meine Lieblingsdessert-Rezepte zu mailen und es immer noch nicht getan habe (Schande über mich), hier schon mal ein kleiner Anfang zur Versöhnung:

Oma Annas Waffelrezept – Luxemburgische „Wäffelcher“

An dieser Stelle muss ich mal wieder ein wenig sprachliche und kulturkulinarische Aufklärung betreiben. Luxemburgische Wäffelcher sind keine deutschen Waffeln. Luxemburgische Wäffelcher sind hauchdünn, aufgerollt und knusprig und werden in einem anderen Waffeleisen hergestellt, als deutsche Waffeln. Deutsche Waffeln heißen in Luxemburg Eisekuchen, sind deutlich dicker und meist leider nicht knusprig, weil entweder Erdbeeren, Schlagsahne oder beides drauf liegt. Außerdem sind sie in der Regel rechteckig und keine 5 aneinanderliegende Herzchen, wie es in Deutschland üblich ist. Von diesen Waffeln ist also hier nicht die Rede, hier geht es um dünne, knusprige Hörnchenwaffeln aus solch einem Waffeleisen:

DSC_2003Man benötigt also:

  • 5 Eier
  • 250 g Zucker
  • 250 g Butter
  • 500 g Mehl
  • 1/2 L Milch
  • 1 Pck. Vanillezucker
  • 1 Pck. Backpulver
  • 1 Schuss Rum

Die Oma-Variante ging so: Eier verquirlen, mit Zucker und Butter schaumig schlagen, Vanillezucker und Rum hinzugeben. Anschließend Mehl und Backpulver unterrühren bis der Teig klebrig ist, anschließend mit der Milch glatt rühren.

Die T’sche Variente geht so: schmeiße alles mit Liebe in die Kitchen Aid und verquirl es auf Stufe 2 bis das Waffeleisen warm ist. Geschmacklich nimmt es sich nichts und beide Varianten sind über die Jahre für gut befunden worden. Einzig wenn man den liebevoll über Wochen und Monate gesammelten Kaffeekränzchen-Zucker von Mama zum Backen nimmt (was bezahlt ist, geht schließlich mit) und feststellt, dass Papa („ich war das nicht, mir würde sowas NIE passieren!“) beim Öffnen der Zillionen Zuckerbeutelchen auch das ein oder andere Salztütchen mit in die Zuckerdose gerieselt hat, dann weicht der Geschmack leicht ab.

Der weitere Verlauf ist recht einfach: einen Esslöffel Teig auf das heiße Waffeleisen geben (meins muss nicht noch extra eingefettet werden, aber das liegt wohl am Eisen), zuklappen und warten bis der Teig goldgelb ist. Die Waffeln sind sehr dünn, insofern ist der Grat zwischen „gut“ und „oh, Röstaromen“ leider sehr schmal, insofern lieber einmal zu oft schauen, als dunkelbraunen Feinstaub zu produzieren.

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Wenn man eine Eistütenform haben möchte, empfiehlt es sich, ein Holz- oder Plastikhorn zum Aufrollen zur Hilfe zu nehmen, es geht natürlich auch per Hand, aber ohne Opas Holzhacker-Hornhaut an den Fingerkuppen ist das doch ein wenig, wie soll ich sagen, aua. Die Waffeln müssen nämlich noch heiß direkt auf dem Eisen gerollt werden, sonst brechen sie sofort. Aus Platzgründen kann man sie aber auch einfach flach lassen. Hätte ich mal tun sollen, wie ich später feststellte.

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Laut Omas Angabe ist das Rezept für 6 „Portionen“. Nun, wenn 6 gestandene Männer seit früh um 4 Uhr die Ernte eingetrieben haben und den ganzen Tag außer Grashalmen und Kautabak nichts zwischen die Zähne bekommen haben, dann vielleicht ja. Wir neumodische Normalsterbliche, die den ganzen Tag am Schreibtisch hocken und regelmäßig frühstücken, mittagessen und abendessen und solche Waffeln nur mal zwischendurch naschen, benötigen für 6 Personen wohl nicht mal die Hälfte. Aber mei, in einer oder wie in diesem Fall in drei geschlossenen Keksdosen lassen sich die Hörnchen gut aufbewahren, insofern zehren wir halt die nächsten 8 Wochen noch davon 🙂

Bye

Nadine